Unbewachte, einsame Haltepunkte und Züge, in denen der Triebfahrzeugführer im Führerstand sitzt, ohne zu sehen, was in seinen Abteilen passiert – hier und dort kann schon mal die Angst im Zug mitfahren. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat sich des Problems angenommen und veranstaltete kürzlich auf einer Reihe bundesdeutscher Bahnhöfe einen Aktionstag. Sicherheit, hieß es in einer vorab verbreiteten Meldung, ließe sich nur durch mehr Kundenbetreuer in den Zügen erreichen; dies bedeute zugleich besseren Service. Zwar seien, so die Gewerkschaft, die Übergriffe auf Bahnbeschäftigte im Jahr 2010 zurückgegangen; man dürfe aber mit den Anstrengungen „nicht nachlassen“. Die Bundespolizei bestätigte gegenüber dem Privatbahn-Magazin den Rückgang solcher Delikte. Laut Sprecher Jens Schobranski wurden im Jahr 2010 noch 699 Taten aufgenommen. Im Jahr 2009 waren es 836, 2008 immerhin 865 Fälle von Körperverletzungen gegen DB-Angehörige.

EVG-Sprecher Oliver Kaufhold sagte, es gebe nachts, an Wochenenden, zu Fußballspielen und Volksfesten „gewisse Schwerpunkte“. Zugbegleiter könnten deeskalierend wirken, müssten aber geschult werden. Solche Deeskalationstraings gebe es bei der Deutschen Bahn (DB), sie würden aber vom örtlichen Management „nicht so abgerufen“. Kaufhold zufolge wäre es sinnvoll, solche Kurse verpflichtend zu machen. Die Bundespolizei teilte dazu mit, die Schulungen würden durch die Mitarbeiter der DB ausgesprochen positiv bewertet. Sie seien eine geeignete Vorbereitung auf Konfliktsituationen; außerdem habe sich die Handlungssicherheit „in gefährlichen Situationen aufgrund der Schulungen erheblich erhöht“.

Oliver Kaufhold zufolge ist im letzten Jahr eine Vereinbarung mit der DB unter dem Titel „Sicher unterwegs“ unterzeichnet worden – die EVG wünscht sich, diese noch hieb- und stichfester zu machen. Bei den Privatbahnen sieht es nach seinen Angaben anders aus, hier müsse „externes Wissen“ herangeholt werden; Kostenüberlegungen spielen ebenfalls eine Rolle. „Es wäre schön, wenn es nicht dem Zufall überlassen wäre“. Es gibt auch SPNV-Unternehmen, die Videoüberwachung einsetzen. Dies sei ein „Instrument, mit dem man arbeiten kann, technisches Equipment könne aber „Eingreifen nicht ersetzen“.

Die Bundespolizei ergänzte ihre Auskünfte mit Zahlen, die Körperverletzungsdelikte der Reisenden untereinander beschreiben. Zwar könnten die Jahre 2009 und 2010 nicht direkt miteinander verglichen werden, da Erfassungsregeln geändert wurden; ab 2010 seien Vergleiche aber wieder möglich. Die Zahlen steigen:

–          2009: rund 9780 Fälle von Körperverletzungen,

–          2010: etwa 11.100 Straftaten dieser Art.

„Räumliche Schwerpunkte“ seien Berlin, Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Dortmund, Köln, Frankfurt/Main, München und Stuttgart. (fbt)