Die klimafreundliche Mobilität der Zukunft braucht einen starken Schienenverkehr. Darüber waren sich am Mittwoch die Vertreter aus Politik, Eisenbahnverkehrsunternehmen und Bahnbranche beim parlamentarischen Abend der acht Bahnverbände in Berlin einig. Innovationen sind der Schlüssel für eine attraktive, wettbewerbsfähige Schiene. Doch gerade hier mangele es bislang an finanziell unterlegten Initiativen des Bundes, so die Kritik der Bahnverbände.

Bild: VDB/VPI

Das im Koalitionsvertrag festgehaltene eigenständige Schienenforschungsprogramm wurde im Bundeshaushaltsplan 2019 nur spärlich finanziell hinterlegt. Nicht einen Cent erhielt das 2018 als Sofortmaßnahme angekündigte Bundesprogramm Zukunft Schienengüterverkehr. Das müsse sich ändern, so die Bahnverbände. Dem stimmte auch Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatsekretär im BMVI und Bahn-Beauftragter der Bunderegierung, zu. Ferlemann kündigte nun für 2020 an: „Das BMVI beabsichtigt, wie im Masterplan Schienengüterverkehr vereinbart, 500 Millionen Euro für die Haushaltspläne 2020 und die Folgejahre für den Schienengüterverkehr einzustellen.“

Ein spürbarer Innovationsschub kann den Anteil der Schiene am Verkehr signifikant steigern und die Energieeffizienz weiter erhöhen. „Wir müssen endlich den Anteil der Straße am BMVI-Haushalt zugunsten der Schiene reduzieren“, sagte der Grünen-Abgeordnete und Haushaltspolitiker Sven-Christian Kindler. SPD-Abgeordneter Martin Burkert, Mitglied des Verkehrsausschusses betonte: “Wir müssen nachhaltige Innovationen im Schienensektor unterstützen, wenn die Schiene der Verkehrsträger der Zukunft werden soll.“

Konkret richteten die acht Bahnverbände an die Politik die Forderung nach
• Finanzierung eines Bundesforschungsprogramms Schiene für den Personen- und Güterverkehr, wie im Koalitionsvertrag vorgesehen
• Finanzierung des Bundesprogramms Zukunft Schienengüterverkehr
• Förderprogrammen zur Realisierung von Pilotprojekten, insbesondere zu den Themen Digitalisierung und Automatisierung
• Unterstützung beim Rollout von Innovationen in die Praxis.

Dass Deutschlands Bahnbranche bereits eine der innovativsten weltweit ist präsentierten auf dem parlamentarischen Abend Vertreter des Sektors: Elektromobilität, Hybrid-, Wasserstoff- und Batterieantriebe sind auf der Schiene schon heute Realität. Güterverkehr wird digital und vernetzt, immer leiser, effizienter und wirtschaftlicher. Digitale, intermodale Konzepte optimieren intelligente Logistikkonzepte. Drei Business Cases der LNVG und Alstom, VTG und Knorr-Bremse sowie HPA und Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH machten deutlich, wie engagiert der Sektor hier bereits vorangeht.
Noch finden diese und viele weitere Innovationen in Deutschland nur schwer in den Markt. Dr. Ben Möbius, VDB-Hauptgeschäftsführer richtete deshalb den Appell an die Politik, für den nötigen Anschub zu sorgen: „Der Bund muss bei öffentlichen Ausschreibungen Qualität und Nachhaltigkeit deutlich stärker gewichten“. Nur so könne Deutschland Leitmarkt und Leitanbieter für Schiene 4.0 bleiben, so Möbius.
Malte Lawrenz, Vorsitzender des VPI betonte, dass Innovationen ganzheitlich gedacht werden müssten, von der Entwicklung über die Erprobung bis zur Realisierung. Politik und Branche seien jetzt gefordert, eine Rollout-Strategie zu entwickeln. „Wir müssen dafür sorgen, dass Innovationen auch tatsächlich auf die Schiene kommen. Hierzu gehören Engagement der Branche ebenso wie Förderprogramme für Innovationen mit hohem anfänglichem Investitionsbedarf“, sagte Lawrenz.

Martin Schmitz, Geschäftsführer Technik beim VDV, unterstrich, dass gerade der Güterverkehr deutlich wachsen müsse, wenn wir die Klimaschutzziele im Verkehrssektor erreichen wollen. „Die Nicht-Berücksichtigung des Bundesprogramm Zukunft Schienengüterverkehr im diesjährigen Haushalt ist ein Rückschlag in Sachen Zukunftsfähigkeit“, so Schmitz und mahnte: „Wir müssen jetzt und nicht später in moderne Technologien und deren Weiterentwicklung investieren.“

Pressemeldung VDB/VPI